Veranstaltungen
Vortrag
Frau Miriam Bistrovic M.A.(Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Antisemitismusfor schung, TU Berlin)
02.09.2008:Datum
Collaboration Room 3, 18. Gebäude, Komaba Campus I, Universität Tokyo:Ort
DESK, IGK:Veranstalter
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Moderation
Yuji Ishida (Zentrum für Deutschland- und Europastudien, Universität Tokyo)
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Antisemitismus und Philosemitismus in Japan
Frau Miriam Bistrovic M.A. (Wiss.Mitarbeiterin am Zentrum für Antisemitismusforschung, TU Berlin)
Miriam Bistrovic M. A. geb. 1981, 2000-2006 Studium der Neueren Geschichte und Kunstwissenschaft an der TU Berlin. Ab 2004 zuständig für die Redaktion, das Layout und die Betreuung der Homepage des Zentrums für Antisemitismusforschung. Seit 2006 Doktorandin am Zentrum für Antisemitismusforschung. Juli-November 2008 JSPS-Fellow am Zentrum für Deutschland- und Europastudien der Universität Tokio Dissertationsvorhaben zum Thema "Aktuelle Entwicklungen des Antisemitismus und Philosemitismus in Japan"
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Angesichts eines relativ niedrigen ausländischen Bevölkerungsanteils und eines nahezu verschwindend geringen Anteils an jüdischen Bürgern innerhalb seiner Gesamtpopulation mag der Ländername „Japan“ im Vergleich zu Deutschland eher selten in den weltweit stattfindenden akademischen Diskursen zum Thema Antisemitismus oder Philosemitismus fallen. Dennoch bot ausgerechnet Japan in den vergangenen Jahrzehnten zahlreichen internationalen Organisationen wie z. B. der Anti Defamation League (ADL), dem American Jewish Committee (AJC) oder dem Simon Wiesenthal Center Anlaß zur Sorge. Der Grund waren weder brisante Äußerungen politischer Natur, noch fanden Schändungen von jüdischen Einrichtungen oder gar tätliche Ausschreitungen gegen einzelne Personen statt. Vielmehr handelte es sich um eine phasenhaft auftretende Flut von antisemitischen Publikationen, die in den regulären Buchmarkt eindrangen und mit ihren oftmals provokativen Titeln und Illustrationen nicht nur bei den normalen Lesern sondern ebenfalls bei Besuchern des Landes und somit auch außerhalb Japans Aufmerksamkeit erweckten und Besorgnis erregten. Diese Bücher verbreiteten insbesondere in den 80er und 90er Jahren judenfeindliche Stereotype und Verschwörungstheorien mit einer Deutlichkeit, wie sie bei den westlichen Industrienationen nur in den äußersten Winkeln der rechtsextremen Szene vorkommen oder bei der antiisraelisch motivierten Propaganda einzelner arabischer Staaten zu finden sind. Trotz der Bekanntheit des Phänomens innerhalb der aktuellen Japan-, Vorurteils- und Antisemitismusforschung existieren bisher kaum Arbeiten, die sich mit der Ergründung dieser neueren Entwicklung befassen. Stattdessen liegt der Fokus vieler publizierter Arbeiten weiterhin auf der Zeit bis zum Endes des Zweiten Weltkriegs und daher eher auf dem Nachweis der frühesten Äußerungen und Ausformungen des Antisemitismus oder der Schilderung der „Judenpolitik“ des Kaiserreichs zu Kriegszeiten. Auch richtet sich der Blick dieser Forschung zumeist von außen auf die Vorkommnisse, ohne die Situation vor Ort zu berücksichtigen oder die Sichtweise der japanischen Wissenschaftler, der jeweiligen Institutionen oder gar Betroffenen zu konsultieren. Umso dankbarer war ich für die Möglichkeit mein Dissertationsprojekt „Aktuelle Entwicklungen des Antisemitismus und Philosemitismus in Japan“ als Workshop im Rahmen des Internationalen Graduiertenkollegs (IGK) am Zentrum für Deutschland- und Europastudien vorstellen zu dürfen. Auf diese Weise konnte nicht nur die zugrunde liegenden Fragestellungen einer erneuten Prüfung unterzogen und mein bisheriger Forschungsplan vor Ort überdacht werden, es bot sich zudem die Gelegenheit in der anschließenden Gesprächsrunde mithilfe der anderen Teilnehmer neue Sichtweisen auf bekannte Ereignisse, wie z.B. den Marco-Polo-Vorfall 1995, oder die allgemeinen Lehrmethoden an Schulen vermittelt zu bekommen. Des weiteren kamen in der Diskussion auch bis dahin nur wenig berücksichtigte Aspekte, u.a. die jeweiligen Bezüge zu wirtschaftlichen Entwicklungen oder ganz allgemein die häufig wechselnden Interessen des Buchmarktes, und Vergleichsmöglichkeiten mit anderen Ländern zur Sprache, denen in Zukunft stärker nachgegangen werden soll. Gerade dieser Erhalt neuer Impulse für diese als auch zukünftige Forschungen lässt sich abschließend als positives Ergebnis des Workshops festhalten. lässt sich abschließend als positives Ergebnis des Workshops festhalten.